Wie ein Bundeswehrbus zum Camper wurde!
Unser Rudi ein VW T4, ist jetzt schon seit einiger Zeit komplett fertig zum Camper umgebaut. In einem Roomtourvideo haben wir euch unseren Van ja schon einmal vorgestellt. Hier gibt es jetzt aber noch einmal die ganze Geschichte.
Im Jahr 2018 haben wir uns gezielt auf die Suche nach einem Transporter gemacht, um ihn
in einen Campervan zu verwandeln. Es ist dann ein olivfarbener VW T4 Transporter
geworden, den wir auf den Namen Rudi getauft haben. Er ist ein ehemaliger Funkerbus der
Bundeswehr mit kurzem Radstand aus dem Jahr 1995. Zu Beginn unserer Suche waren wir
nicht wirklich auf eine Marke fixiert, jedoch hat uns schnell die Zuverlässigkeit, Robustheit,
die Möglichkeit viel selber daran reparieren zu können und auch die kompakten
Abmessungen des T4 überzeugt. Ja, und dann lief uns der Rudi mit seinem Top-Zustand
und geringer Laufleistung über den Weg.
Da wir mit unserem kleinen Sohn unterwegs sind, hatten wir von Anfang an den Anspruch
einen Camper zu bauen, welcher für drei Personen geeignet ist. Zügig war bei den
Sitzplätzen klar, dass eine Doppelbank als Beifahrersitz keine Option war. Diese ist mit
einem Kindersitz auf längeren Fahrten einfach zu eng und unbequem für alle.
Somit stand schnell fest, dass hinten eine Sitzbank montiert wird. Wir haben uns für die
Bank der letzten Reihe entschieden, da man dadurch in Verbindung mit der Drehkonsole
unter dem Beifahrersitz einen schön gemütlichen und auch großzügigen Aufenthaltsraum
schafft, in dem man auch an nassen oder kalten Tagen mal gut zusammen sitzen kann:
unser Wohnzimmer. Sogar unser Campingtisch passt noch prima zwischen gedrehten
Beifahrersitz und hintere Bank.
Das zweit Wichtigste in einem Camper nach den Sitzen ist natürlich das Bett. Da wir
natürlich auch Schlafplatz für 2 Erwachsene und ein stetig wachsendes Kind realisieren
mussten, war uns klar, dass wir die komplette Fahrzeugbreite als Liegefläche brauchen. Ein
Hoch- oder Aufstelldach, oder gar ein Schlafplatz außerhalb des Bus (z.B. als Dachzelt)
stand zu dem Zeitpunkt nicht zur Debatte.
Auf Grund der Thematik mit den Sitzplätzen und der möglichst breiten Soll-Schlaffläche
haben wir uns direkt für eine original 3er Sitzbank entschieden. Die Grundkonstruktion des
Bettes besteht nun aus einem festen Teil hinter der Sitzbank und einer Platte samt
Klappmechanismus mit einer weiteren Platte an der Rückenlehen der Bank. Somit ergibt
sich eine Liegefläche von 1,65m x 1,80m (für unsere Körpergröße vollkommen ausreichend)
von der aus wir unseren, mit einer Weltkarte aus Stoff bezogenen, Dachhimmel ausgiebig
studieren können.
Die Matratze besteht aus vier Einzelteilen die dann auf der ausgeklappten Fläche verteilt
werden und während der Fahrt auf der Platte hinter der Rückbank gestapelt sind. Aktuell
reicht der Schlafplatz noch, aber früher oder später wird die aktuelle Schlaffläche uns
Dreien nicht mehr ausreichen. Wir liebäugeln jetzt schon mit einem Aufstelldach, weil es
einfach am praktischsten ist.
Direkt nach Sitzplätzen und Bett kommt im Camper-Ranking ja meist die Küche, um sich
auf Tour auch gut selbst versorgen zu können. Wie sagt man so schön: Ohne Mampf kein
Kampf!
Da wir es lieben sonnige und warme Regionen zu bereisen, sind wir auch mit unserem Rudi
meist an solchen Orten unterwegs. Entsprechend ist er darauf ausgelegt, dass sich das Leben eher um den Bus abspielt als ausschließlich darin. Gerade das kochen macht
wesentlich mehr Spaß mit schöner Aussicht, Platz zum werkeln und aufrecht stehend, als
im eher beengten Bus sitzend oder kniend. Das Aufstelldach fehlt ja immer noch. 😉
Somit befindet sich unsere Küche in und auf einem Schwerlast-Heckauszug welcher ca. 1/3
des Kofferraum einnimmt. Dort finden neben dem Gaskocher auch die ungekühlten
Lebensmittel, Geschirr und sämtliche Küchengerätschaften ihren Platz. Darüber hinaus
verfügt unser kleiner Küchenblock über eine aufklappbare Arbeitsplatte und ein sehr
platzsparendes, ausziehbares Waschbecken mit Pop-Up Schüssel. So kann der Abwasch
ohne Angst vor Sauerei im Bus auch direkt draußen vor Ort am Herd, bzw. Esstisch erledigt
werden. Und wenn es mal später wird mit der Zubereitung der Leckereien, oder mit dem
Abwasch, haben wir in der Heckklappe einen Led-Spot verbaut den wir von außen schalten
können.
Kochen und Kühlen
Unsere Kühlbox befindet sich jedoch nicht im Heck bei der Küche, sondern steht mit ihren
18l platzsparend, und auch während der Fahrt gut erreichbar, zwischen den beiden
Frontsitzen. Denn sie kühlt ohnehin eher Getränke als Lebensmittel, da wir im Urlaub auch
sehr gerne essen gehen um die landestypische Küche zu genießen. Dafür bleibt der
Gaskocher gerne mal kalt.
Elektrik, Sanitäre und Heizung
Im Bereich Sanitär- und Heizung haben wir zusätzlich zu dem Außenwaschbecken, was von
Hand befüllt wird, ein kleines rundes Waschbecken welches im Sideboard hinter dem
Fahrersitz integriert ist. Dieses ist von kleinen, original mexikansichen Ornamentfliesen
dekorativ eingefasst. Dieses Waschbecken im Inneren dient fast ausschließlich für die
Körperpflege (Waschen, Zähneputzen usw.) und als Wasserreservoir bei der Nutzung der
Außendusche, welche an der Fahrerseite mit Saugnapf befestigt wird und sich das Wasser
über einen Schlauch durch das Schiebefenster aus dem Waschbecken pumpt (12Volt).
Das Waschbecken wird ebenfalls über eine 12 Volt Pumpe mit Wasserhahn aus 2x 10l
Kanistern darunter gespeist. Zusätzlich haben wir als Reserve einen weiteren 10l Kanister
im Kofferraum verstaut. Bis jetzt hat uns die Menge immer gut ausgereicht, da wir an
Tankstellen, Restaurants, Campingplätzen oder Quellen und Bergbächen stets auffüllen
konnten.
Wenn es doch mal bei kälteren Temperaturen auf Tour geht, haben wir eine
Luftstandheizung an Bord, welche bereits original von der Bundeswehr verbaut war und
uns bereits bei -17 Grad gute Dienste geleistet hat.
Natürlich benötigen die ganzen elektrischen Annehmlichkeiten und 12Volt-Helferlein, wie
auch die verbauten Led-Deckenspots und USB- und 12Volt- Ladebuchsen Energie. Damit
uns diese nicht ausgeht, haben wir uns für die genannten Verbraucher eine handliche
LiFePO4 Zweitbatterie unter dem Fahrersitz verbaut welche für diese Art von Nutzung
bestens geeignet ist und über ein Schalterpanel überwacht wird. Mit 42Ah ist sie nicht die
Größte, aber für unseren Bedarf absolut ausreichend, da sie stets über einen Ladebooster
und Lichtmaschine während der Fahrt geladen wird. Falls nötig können wir sie noch
zusätzlich über Landstrom oder unsere mobile Solartasche laden. Und falls doch einmal
230Volt benötigt werden, z.B. für einen Fön, so haben wir auch einen Spannungswandler
mit an Bord. Natürlich ist alles ordentlich über einen Sicherungskasten abgesichert.
Stauraum
Wenn man auf Reisen geht braucht man ja meist nicht viel, aber bei drei Personen kommt
dennoch etwas zusammen was auch verstaut sein will. Der großzügige Freiraum im
Wohnzimmer und das breite Bett gehen natürlich auf Kosten des Stauraums.
Um dennoch gut aufgestellt zu sein, haben wir im Innenraum, neben dem Sideboard wo
auch das Waschbecken integriert ist, eine weitere große Staubox auf der auch das Bett
aufliegt wenn es aufgeklappt ist. Eine Klappe ermöglicht den Zugriff zu dem Stauraum
unter der Sitzbank und ein Decken-Heckschrank und ein weiterer Hängeschrank entlang
der linken Busseite bieten weiteren, reichhaltigen Stauraum im Inneren. Sämtliche
Einbauten sind aus Holz gefertigt, wobei wir da auch erst lernen mussten. Begonnen hatte
der Ausbau mit dem Bett aus OSB-Platten, dann folgte das Sideboard aus Vollholzplatten
und letztendlich sind wir nicht nur aus Gewichtsgründen bei Multiplexplatten für den
Hängeschrank gelandet.
Weiteren Stauraum haben wir in Form von zwei großen Euroboxen, welche sich neben dem
Heckauszug der Küche, den Campingstühlen und unserer Trenntoilette (für den Notfall) im
Kofferraum befinden. Im Gegensatz zum Inneren, wo überwiegend Kleidung untergebracht
ist, sind dort eher die Outdoor-Sachen wie z.B. Badesachen, Schnorchelausrüstung,
Strandspielzeug oder Wanderschuhe untergebracht. Eben alles was auch mal etwas
dreckiger oder nass ist.
Zwei zusätzliche Boxen (für z.B. Bergematerial, Feuerholz, Sonnensegel) befinden sich auf
dem selbst geplanten und gebauten Dachgepäckträger aus Alu-Profilen, welcher über
Winkel und Airlineschienen mit dem Dach verbunden ist. Um an diese Boxen zu gelangen,
haben wir eine eigene Seitenleiter gebaut und ein Sandblech als kleine Plattform zum
laufen und stehen auf dem Dachträger verbaut. Ein weiteres Sandblech befindet sich
immer griffbereit direkt neben der Seitenleiter.
Damit wir Offroad aber möglichst weit ohne Sandblech kommen, haben wir Rudi AT-Reifen
und eine Höherlegung samt Spurverbreiterung, verstärkten Stoßdämpfern und Federn
spendiert. Denn uns gefällt es am besten in kleinen Buchten oder abgelegenen Ecken wo
nicht jeder ohne weiteres hin kommt. Und das wir zu solchen Traum-Fleckchen auch noch
bei Dämmerung finden, sind vorne am Dachträger vier Led-Arbeitsscheinwerfer mit jeweils
70Watt verbaut.
Abschließend ist noch zu sagen, dass wir den kompletten Umbau Stück für Stück selbst
erdacht und umgesetzt haben. Lediglich bei der Elektrik wollten wir auf Nummer sicher
gehen und haben uns zusätzliches Know-How erfragt.
Die Kosten für das Material und die Ausstattung liegt mittlerweile bei ca. 4.800,- Euro, von
den unzähligen Arbeitsstunden, Schweiß, Blut und Tränen ganz zu schweigen. 😉 Aber wie
das bei solch einem Projekt ja immer ist, ganz fertig ist man nie.
Fazit
Wie ist eure Meinung zu unserem Ausbau. Würde euch was fehlen wenn ihr mit dem Bus unterwegs sein würdet? Wir sind für Vorschläge oder Ideen offen, gerne in die Kommentare.
Shop AnCo
In unserem Shop findet ihr alles zum Campen, Reisen und Van-Umbau.